Ohhh, ich lese dieses Wort seit Jahren überall, und es staut sich seit Jahren schon übel in mir auf. Ich hatte aber immer zu große Angst vor Ihnen, um mich darüber lustig zu machen. Aber ich kann es jetzt nach zwei Jahren einfach nicht mehr zurückhalten. Also tut mir leid, ich bin mir voll darüber bewusst, wie respektlos das ist, aber ich muss es einfach rauslassen. Jetzt, nachdem gestern die Katze aus dem Sack gelassen wurde, als krönendes i-Tüpfelchen sozusagen. Ich hoffe, niemand liest mit. Achtung, okay, jetzt lass‘ ich es endlich raus. Aaaah, ich fass‘ es nicht, es ist so weit. Hahahahahaha. Achtung, Achtung:
Was sind Sie denn für eine Herrin
über das Ermittlungsverfahren?
Wow, es fühlt sich ganz anders an, als ich gedacht habe. Hahaha. Also, es fühlt sich schlimm an, aber gleichzeitig so lustig. Ich denke, das ist generell eine gute Beschreibung meiner Empfindungen über meine Schreiberei. Herrin. Ey, als ich das Wort das erste Mal gelesen habe, bin ich nicht mehr klargekommen. Ich glaube, von allem, was bisher passiert ist, war die Entdeckung des Wortes „Herrin“ mit Abstand das Traumatischste.
Das Wort „Herrin“ ist nochmal eine ganz andere Liga an kognitiver Dissonanz. Da wird einem schon ziemlich schwindlig, aber ich feiere es auch übel, weil es so krass kreativ ist. Wie wenn man Wörter frei erfindet und die irgendwie voll etwas in einem auslösen. Hahaha. Herrin. Absolute Herrin. Das erinnert mich an dieses Lied da. Ich habe das nie so gefeiert, aber Freunde von mir fanden das früher cool und haben es in abnormaler Dauerschleife gehört:
Also, ich will jetzt nicht sagen, dass Sie eine Hengstin über das Ermittlungsverfahren sind, sondern nur, dass mich das Wort „Herrin“ an das Wort „Hengstin“ erinnert. Ja, ich versuche mich hier gerade sehr ängstlich rauszureden und fühle mich verantwortungsausweichend dabei. Also, scheiß drauf. Ja, ich habe Sie Herrin genannt. Ja, ich habe die Phrase „Hengstin über das Ermittlungsverfahren“ erfunden. Ich bin der Täter und der Autor. Das ist meine Schuld, diese leuchtenden Pixel auf diesem LED-Bildschirm. So.
Okay, ich habe mir das Lied jetzt mal nach tausend Jahren angehört.
Und ich bin zum Entschluss gekommen:
Sie sind zwar die Herrin über das Ermittlungsverfahren,
aber ich bin die Hengstin. Ganz eindeutige Sache.
Aber das wollte ich nie sein, und es ist zutiefst ichdystonisch für mich. Ich finde ihr Gefasel da aus dem Lied und das generelle Tamtam übel fremdschämend schlimm. Nicht die Message dahinter, sondern die Frau.
Ein Lied habe ich immer gemocht von ihr, das hier:
So, die Symbolik und dieses innere Gekitzeltwerden-im-Kopf-Gefühl, das ist künstlerisch. Aber sie wurde später dann irgendwie so sau unauthentisch und so exploiterisch. Also, ich kann es nicht erklären, das ist so ein Bauchgefühl, aber ich kriege die absolute Krise bei so neueren Musikvideos von ihr. Als würde sie so ein wichtiges Thema für ihren Fame nehmen und einen auf absoluten moralischen Ritter machen. Und es kommt bei mir aber nur übel so eine Art borderlinerische Identitätskrise und Anerkennung und Bestätigung von außen dringend behalten müssen, an. So voll vom authentischen Weg irgendwann mal abgekommen. So showy, zu viel, zu arg, zu intensiv, zu dramatisch. Und das ist in meinen Augen ein dickes großes Schild, wo draufsteht: Reaktionsbildung. Also original wortwörtlich Shakespeare-mäßig: „The lady doth protest too much, methinks.“
Und mit exploiterisch meine ich als Beispiel so wie bei „Hengstin“, wo diese eine Athletin da so gemolken wird. Man assoziiert sich mit einer Frau, die große krasse Errungenschaften macht. Was machst denn du, Jenny? Lass doch mal diese Frau in Ruhe ihren Terminkalender mit Trainings vollspammen und nicht mit Musikvideos, in denen du einen auf ganz krass machst, mein Mädel. Sehr unkollegiale Hengstin.
Und außerdem finde ich es immer wieder so erbärmlich, wenn Frauen meinen, sich als Frau nur mächtig fühlen zu können, indem sie Männer schlecht aussehen lassen. Wo ist denn da die Autonomie über die absolute Geilheit, eine Frau sein zu dürfen? Wo ist das krasse Abfeiern der Tatsache, dass man eine Vulva hat und stolz darauf sein kann, wenn das alles nichts wert ist, wenn man dabei nicht gleichzeitig auch Penisse schlecht machen kann? Absoluter Müll.
Wollen nicht für etwas abgewertet werden, für das sie nichts können. Aja, dann begeb‘ dich doch nicht auch noch aufs selbe Level.
Original beschwert sie sich in „Hengstin“ darüber, dass Chauvis nicht genug Eier haben, aber sagt zehn Sekunden davor noch: „Ich glaube nicht, dass mein Körper dich etwas angeht.“ Schlimm, wie sie sich dabei noch selbst so ernst nimmt. Peinlich. Jennifer, mein Mädel, du erhöhst das Risiko, dass ich mich dafür schäme, eine Frau zu sein. Geh nach Hause, mach dir einen Lavendeltee und guck ein bisschen Arte-Dokus, meine Güte, ey.
Ich bin keine Hengstin über das Ermittlungsverfahren.
Ich bin eine stolze Stute.
Ja. Ich bin der Täter dieser Worte. Diese Worte habe ich getan. Ich bin der Verfasser dieser Taten. Diese Taten wurden von mir formuliert. Jeder kennt doch die berühmte Redewendung: „Worte und Taten sind ein und dasselbe.“
Oh mein Gott, ihr werdet nicht glauben, was ich gerade entdeckt habe. Boahhh, eeeeeeehhhhm, nein danke:
Okay.
Also.
Meine süße kleine böse wütende Jenny.
Ich habe Neuigkeiten anscheinend für dich.
Niemand mag angry irgendwas. Niemand mag angry women. Niemand mag angry men. Niemand mag angry humans. Niemand mag angry animals.
Ich bin perplex darüber, dass dir das nicht klar ist.
Diese Eunique da geht ja mal lyrisch ein bisschen krass ab, gell? Eunique, benutze diese Jennifer als Karriere-Sprungbrett, bitte, und dann lass sie fallen. Wird schlimm, sie wird eklig rumfauchen, aber egal. Du hast dann eigene Fans, und zurecht. Und dann schreib am besten über diesen Konflikt dann wieder so eine kranke Kunsterei und werde aber so berühmt, dass ich als unter einem Stein Lebender auch etwas davon mitbekomme. Danke.
Das ist gut, das kannst du so stehen lassen. Das mag ich:
Die Person, die dieses Lied gemacht hat, hat dir damit echt einen Gefallen getan.
Oh wow, ich glaube, da könnte sogar etwas dran sein, weil ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist, dass bei „angry women“ in der Beschreibung steht, wer die Lyrics geschrieben hat, und bei „Mädchen Mädchen“ aber nur, wer das Set designt hat. Lol.
Ach so.

Danke für das Lied „Weil ich ein Mädchen bin“, Johannes, Ralf und Pascal.
Auch wenn ich erst mal Google auspacken musste, ihr habt Lob für eure Arbeit verdient.
Ansonsten ist alles okay. Habe mich nochmal umgeguckt, auf YouTube scheint alles in Ordnung zu sein. Deutsche Popmusik alive and well, Musiker unrigide am Musizieren und Kreieren und Innovieren und heftig am Scheppern. Alles so, wie es sein soll. Alles gut für heute. Ein weiterer Tag im Leben eines Kunstkritikers ist geschafft.
Aber wir sind uns alle einig, dass, wenn ich mal eine Band gründe, wir uns „Die stolzen Stuten“ nennen werden.
Gute Nacht, sehr geehrte Staatsanwaltschaft.
Muss ja noch die restliche Zeit in Freiheit und mit Internetzugang genießen.
L-Tryptophan habe ich mir jetzt auch in mein großes Maul geschoben.
Also großes Maul…
Weil ich ‘ne Stuuuute bin.